Katharina – Ein Jahr Neuseeland – 2014

Hallo, mein Name ist Katharina, ich bin 15 Jahre alt und vor 3 Jahren, genauer gesagt im Dezember 2010, mit Leukämie diagnostiziert worden. Die Therapie habe ich trotz Haarausfall und etlichen anderen Nebenwirkungen gut überstanden und konnte dann nach einem Jahr wieder in die Schule, während ich weiter Tabletten nehmen musste.

Nachdem ich wieder ein Jahr in der Schule war, fing ich an, über ein Auslandsjahr nachzudenken. Ich hatte vom Krankenhaus, Kabeln und Tabletten erst mal genug gesehen und wollte etwas Luft holen. Ich hatte mehrere Ärzte gefragt, die die Idee erst mal super fanden, aber dadurch, dass das Jahr direkt nach dem Ende der Dauertherapie stattfinden würde, kamen die ersten Zweifel, da ich ja immer noch im 6 Wochen Rhythmus zur Kontrolle in die Klinik musste. Als Professor Berthold es dann genehmigte, habe ich mich sofort bei mehreren Organisationen beworben und mich schließlich für die Organisation Stepin entschieden und es nicht bereut.

Nach der Genehmigung kam schon die nächste Frage auf mich zu: wo möchte ich überhaupt hin? Ursprünglich hatte ich nach Kanada oder in die USA gewollt, aber ich war zu jung und konnte da nicht hin. Dann hatte ich mich für Südafrika entschieden und schon ja gesagt. Dieses Mal hätte es vom Visum her auch gepasst, allerdings wollte mich die Organisation dieses Mal nicht dorthin lassen, da ich bei meiner Abreise nur 14 war und es in Südafrika nicht einfach ist unter 16 selbstständig irgendwo hinzugehen. Damit war der Wunsch auch gestrichen. Ich informierte mich weiter und stieß auf Neuseeland und war sofort begeistert. Das Land hatte eigentlich alles, wonach ich gesucht hatte: eine andere Sprache, eine andere Kultur und Geschichte, die mir unbekannt war und der europäischen Kultur nicht ähnlich sah, ein gutes Schulsystem und letzten Endes auch eine sehr große Onkologie-Station und ein gutes Gesundheitssystem. Hätte mir nichts Besseres wünschen können!

In Neuseeland angekommen, musste ich mich sofort im Krankenhaus in Auckland (Star-Ship Hospital) vorstellen, und da fing es auch schon an: das Englisch. Ich hatte zwar meine Papiere und alles dabei, aber diese Sache mit den Fachbegriffen, die ich auf Deutsch alle kannte – allerdings auf Englisch überhaupt nicht wusste, machte die ganze Situation etwas komplizierter, als gedacht. Letzten Endes habe ich sehr viel einfach erklärt und gemalt und das ging alles ganz gut. Später musste ich dann auch nicht mehr auf die Station, sondern in ein kleineres Krankenhaus in Tauranga zur Kontrolle.

Alle 6 Wochen musste ich dann also zur Kontrolle, die auch alle gut verliefen. Irgendwann hatte ich auch alle Begriffe auf Englisch drauf und konnte mich also ohne Probleme verständigen. Die Ärzte waren auch immer sehr freundlich und haben mich immer über alles gefragt, was ich denn zurzeit so mache und dies und jenes, auch immer über das was zu Hause in Deutschland ablief, und es war irgendwann wirklich nur noch Routine.

Ich hatte zwischendurch auch immer wieder bedenken wegen der Kontrollen, dass die vielleicht etwas übersehen oder dass ich etwas nicht verstehe und dann nicht genau weiß, wovon die Ärzte gerade gesprochen haben. Aber das ist eigentlich immer gut verlaufen und sie waren auch immer sehr geduldig. Sie haben mir immer alles doppelt erklärt und alle Berichte auch immer in die Klinik und zu meinen Eltern geschickt, von daher war das kein Thema.

Es ist immer wieder unglaublich wie viel man lernt. Mittlerweile kann ich super Englisch sprechen und es ist irre, was man von so einem Auslandsaufenthalt mitnimmt und lernt! Letzten Endes bin ich dann in Katikati gelandet, das ist etwa zwei Stunden von Auckland entfernt, eine recht kleine Stadt, nah am Strand. Ich war bei einer Gastfamilie mit drei Mädchen in meinem Alter. Sie waren wirklich super lieb und ich bin mit ihnen auch mehrmals in den Urlaub gefahren. Ich kam mit ihnen einfach wirklich gut aus! Ich hab wirklich auf dem Land gewohnt, also das Grundstück war riesig. Einfach mal so ins Dorf ging nicht eben mal, aber es war ganz schön, mal was anderes von der Welt zu sehen, als nur Großstädte wie Köln. Das Haus war riesig und auf unserem Grundstück waren Rehe, Schafe (die Lämmchen waren so putzig!), zwei Schweine und 6 Hühner, die immer überall rum gelaufen sind. Ich habe dort auch bei den Tanzwettbewerben der Schule mitgemacht, war in der Hockey Mannschaft mit meinen Freundinnen, obwohl ich vorher noch nie Hockey gespielt hatte, und bei mehreren Ausflügen mitgemacht.

Über meine ehemalige Krankheit wussten nur meine beste Freundinnen und meine Gastfamilie. Sie waren am Anfang auch erstaunt, dass ich dann trotzdem ein Auslandsjahr gemacht habe, aber alle konnten es super gut nachvollziehen und haben es auch akzeptiert. Letztendlich hatten sie auch keine Angst, mich danach zu fragen oder wenn ich was darüber erzählt habe. Und ich muss auch ehrlich sagen, trotz aller Bedenken, die ich hatte, wegzufahren: das Jahr hat neben den Sprachkenntnissen wirklich Spuren hinterlassen und zwar positive! Man lernt es, andere Kulturen viel offener kennen zu lernen und mit anderen Menschen auszukommen. Man wird viel selbstständiger und es war wirklich schön, etwas Abstand von der ganzen Sache zu bekommen. Ich muss aber auch sagen, dass manche Erfahrungen im Krankenhaus eigentlich immer ganz schön waren und man auch wirklich etwas daraus lernt.

Ich hoffe, euch hat mein kurzer Bericht gefallen und vielleicht auch etwas inspiriert. Und ich hoffe, dass ein paar von euch, die jetzt vielleicht noch in Behandlung sind und das auch gerne machen würden, den Mut haben, so etwas zu machen. Es funktioniert!

Lasst euch nicht hängen! Alles, alles Gute, ich wünsche euch allen Gesundheit und dass ihr nie den Mut verliert und die Chancen, euer Leben zu leben auch nutzt!

Liebe Grüße,
Katharina