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Krankheitsbilder und Behandlung

Kinderkrebs in Deutschland – Häufigkeiten

Krebs bei Kindern und Jugendlichen ist selten. Jedes Jahr erhalten in Deutschland etwa 2.200 junge Patienten bis zum 18. Lebensjahr eine onkologische Diagnose. Dabei unterscheiden sich die Krebsarten deutlich von denen im Erwachsenenalter. Im Kindesalter gehören Leukämien (30 %), Tumoren des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark) (24 %) sowie Lymphome (15 %) zu den häufigsten bösartigen Erkrankungen. Karzinome sind dagegen bei Kindern selten (3 %), während sie bei Erwachsenen über 90 % der Neuerkrankungen ausmachen. Zudem werden bei Kindern viele sehr seltene Tumorarten diagnostiziert. Prinzipiell kann jedes Gewebe im Körper entarten und jede gesunde Zelle sich zu einer Krebszelle entwickeln. Außerdem wächst Krebs im Kindesalter oft wesentlich aggressiver und schneller als bei Erwachsenen.

Heilungschancen

Die Vielfalt der Diagnosen und die Komplexität der Therapie macht eine enge Zusammenarbeit zwischen den Kinderkliniken und allen beteiligten Fachdisziplinen erforderlich. In Deutschland wird dies erfreulicherweise schon seit vielen Jahren praktiziert: Die meisten krebskranken Kinder und Jugendliche werden bereits nach einheitlichen, aktuellen Therapieplänen behandelt. Dazu entwickeln Expertengruppen der Fachgesellschaft für Kinderkrebsheilkunde (GPOH) sogenannte Behandlungsprotokolle, die für die häufigsten bösartigen Erkrankungen ein altersgerechtes und risikobasiertes Vorgehen beschreiben. Die jungen Patienten profitieren von dieser qualitätsgesicherten Behandlung, sodass die 15-Jahres-Überlebensrate heute bei 82 % liegt. 1980 lag die 10-Jahres-Überlebensrate bei etwas über 40 %.

Für die Patienten ist der Weg bis zur Heilung jedoch außerordentlich belastend. Und nicht selten sind Survivor ein Leben lang durch psychologische oder körperliche Spätfolgen beeinträchtigt.

(Quelle: www.kin­der­krebs­re­gis­ter.de)

Die Behandlungsmöglichkeiten

Für die Behandlung gilt der Grundsatz: „so viel wie nötig und so schonend wie möglich“. Damit soll einerseits der Handlungserfolg gesichert werden, anderseits die akuten Nebenwirkungen aber möglichst gering gehalten und Spätfolgen möglichst ganz vermieden werden. In den meisten Fällen wird eine Kombination aus den Behandlungselementen Operation, Chemotherapie und Bestrahlung eingesetzt. In manchen Fällen ist auch eine Stammzelltransplantation sinnvoll. Innovative Ansätze sind z.B. die Immuntherapie und gezielte Ausschaltung von krebswichtigen Molekülen in der Krebszelle. So wird gezielt in den Stoffwechsel der bösartigen Zelle eingegriffen. Die vielfältigen Überlebensstrategien, gerade auch der Krebszelle, machen dabei häufig kombinierte Behandlungen notwendig, um Fluchtwege der Krebszelle auszuschalten.
Die Operation dient einerseits der Diagnostik (Probebiopsie), soll aber möglichst auch die Entfernung des Tumors (oder mindestens seine Verkleinerung) zum Ziel haben. Hierzu gehört auch die prothetische Versorgung, z.B. bei Verlust von Gliedmaßen. Die operative Behandlung hat gerade im letzten Jahrzehnt enorme Fortschritte gemacht.
Diese ist bei vielen Krebserkrankungen im Kindesalter notwendig. Die Dauer der Chemotherapie, die Kombination der Medikamente und die Stärke der Nebenwirkungen richten sich ganz individuell nach der Art der Erkrankung. In aller Regel dauert sie zwischen sechs Monaten und zwei Jahren. Chemotherapie ist in den allermeisten Fällen mit einer hohen Belastung für die Kinder und Jugendlichen verbunden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass eine höchst mögliche Intensität der Behandlung (hohe Dosis, schnelle Abfolge) mit besseren Überlebenschancen belohnt wird. So sollten nicht regelhafte Pausen möglichst vermieden werden. Moderne, zielgerichtete Therapien sind mit der Hoffnung verbunden, dass die Toxizität der Behandlung deutlich reduziert werden kann ohne dass damit ein Wirkungsverlust einhergeht.
Ziel einer Strahlentherapie ist die Vernichtung der Krebszellen durch Röntgenstrahlen oder durch die Anwendung radioaktiver Substanzen. Da eine Strahlentherapie selbst zur Entstehung neuer, andersartiger Tumoren beitragen kann, versucht die Pädiatrie, die Strahlenbehandlung mit möglichst geringen Dosen durchzuführen oder sogar ganz zu vermeiden. Dies ist aber Gegenstand klinischer Forschung, damit Überlebenschancen durch Vermeidung von Strahlentherapie nicht vermindert werden.

Bei einigen Krebsdiagnosen können Krebszellen nur durch ultrahohe Medikamentendosen abgetötet werden. Dies ist dann mit einer gleichzeitigen – nicht gewünschten- Vernichtung der normalen Blutbildung (Knochenmark) verbunden. Da die Blutbildung für die Patienten unverzichtbar ist, werden vor der Gabe der Hochdosis-Medikamente Blutstammzellen entnommen, asserviert (eingefroren) und nach der Ultrahochdosis-Chemotherapie zurückgegeben. Diese Stammzellen nisten sich dann erneut im Knochenmark ein und sorgen für die Fortsetzung der Blutbildung und sichern damit das Überleben.

Eine Stammzelltransplantation ist bei Kindern und Jugendlichen keineswegs in allen Fällen sinnvoll. Bestimmte Formen einer Leukämie, eines Lymphoms oder anderer Tumoren (z. B. Neuroblastom) können damit aber erfolgreich behandelt werden.

Die Blutstammzellen können vom Patienten selbst stammen (autologe Stammzelltransplantation) oder von Stammzellen eines anderen Menschen (allogene Stammzelltransplantation). Grundsätzlich bevorzugt wird die Stammzelltransplantation mit eigenen Stammzellen des Patienten, da sie besser verträglich ist. Wenn die Stammzelle aber selbst oder das Knochenmark im Allgemeinen krank ist (z. B. bei einer Leukämie) müssen aber fremde, gesunde Blutstammzellen von einem Spender kommen. Dazu dienen die Knochenmarkspenderdateien, die deutschlandweit, sogar weltweit miteinander vernetzt sind.

Informationen zu spezifischen Krankheitsbildern & Behandlung:

Deutsche Kinderkrebsstiftung

Kinderkrebsinfo.de

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