Zum Hauptinhalt springen

Nicht dabei und doch mittendrin – Mein Schulalltag mit dem Avatar

Ich bin Jonathan, 16 Jahre alt, und im Herbst 2023 wurde bei mir ein Lymphom diagnostiziert. Schon kurz nach der Diagnose war mir klar: Ich möchte trotz meiner Krankheit weiter am Unterricht teilnehmen – aber nicht mit Hausunterricht, bei dem ein Lehrer zu mir nach Hause kommt. Stattdessen habe ich mich für einen Avatar entschieden.

Der Förderverein hat mir einen Avatar zur Verfügung gestellt. Über ihn konnte ich digital und interaktiv am Unterricht teilnehmen – und vor allem den Kontakt zu meiner Klasse halten.

Zuhause hat das richtig gut funktioniert. Im Krankenhaus war es manchmal etwas schwieriger. Ich lag in einem Zweibettzimmer und wollte meine Mitpatienten nicht stören. Deshalb bin ich oft ins Wohnzimmer der Station gegangen – vorausgesetzt, das WLAN hat mitgespielt.

Ich fand es gut, dass ich meine Lehrer und Mitschüler sehen konnte, sie mich aber nicht. Über die Emoji-Augen des Avatars konnte ich zeigen, wie es mir gerade ging. Meistens habe ich einfach zugehört und zugesehen. Nur selten habe ich mich über den Avatar gemeldet, da es sich komisch angefühlt hat, dass die anderen einen nicht sehen können, wenn man etwas sagt. Ich habe mich in allen Haupt- und Nebenfächern zugeschaltet. Nur in Chemie war es schwierig – bei Experimenten konnte ich eben nur zuschauen.

Meine Klasse hat den Avatar auch mit in die Pausen genommen. Da konnte ich auch mal ohne die Lehrer mit ihnen sprechen.

Technisch lief das meiste gut. Die Bildqualität war in Ordnung, solange das Internet stabil war. Auch der Ton war klar – außer natürlich, wenn alle durcheinandergeredet haben.

Ich bin echt froh, dass meine Klasse den Avatar so gut angenommen hat. Anfangs haben sich ein paar Mitschüler darum gekümmert, dass er geladen, eingeschaltet und im richtigen Raum war. Später haben sich dann alle verantwortlich gefühlt. Wenn ich mal einen Termin in der Klinik hatte und nicht dabei sein konnte, habe ich einfach in unsere WhatsApp-Gruppe geschrieben.

Meine Mutter war auch sehr erleichtert. Sie musste mich nie daran erinnern, mich mit dem Avatar zu verbinden oder meine Hausaufgaben zu machen. Ich habe das alles selbst organisiert – auch weil ich in der Abschlussklasse bin und mir die Schule wichtig ist. Besonders schön fand sie, dass ich den Kontakt zu meinen Freunden halten konnte – gerade in den Pausen.

Das sagt Jonathans Klassenlehrerin:

Ich habe sowohl von meinen Kollegen und Kolleginnen als auch von meiner Klasse durchweg positive Rückmeldungen zum Avatar erhalten. Alle waren begeistert, dass Jonathan über den Avatar (den wir übrigens „Bodo“ getauft haben, da dies Jonathans Zweitname ist und irgendwie zu dem kleinen Roboter passte) weiterhin ein Teil von uns sein konnte.

Er konnte das Unterrichtsgeschehen darüber verfolgen und hat auch in Arbeitsphasen mit Mitschülern zusammengearbeitet. Gemeldet hat Jonathan sich eher seltener – ich glaube aber, dass es schon ein hohes Maß an Konzentration braucht, um alles mitzubekommen. Er hat sich dann zu Hause intensiv mit den Inhalten beschäftigt und uns seine Ergebnisse immer über die Lernplattform „Moodle“ hochgeladen.

Dass er mit diesem Verfahren erfolgreich war, zeigt sich darin, dass er wenige Tage nach seiner Rückkehr in die Schule sofort die beste Mathearbeit geschrieben hat. Wir sind alle sehr stolz darauf, wie er die letzten Monate gemeistert hat.

Zeitpunkt der Erscheinung: Juni 2024 

Weitere Informationen


Weitere News

Nicht dabei und doch mittendrin – Mein Schulalltag mit dem Avatar
15. August 2024
Der Roboter im Klassenraum…
20. Juni 2024
Spenden-Button