Denk daran – Ich hab dich lieb: in Erinnerung an unseren Niklas.

Die erste Frage, die mir immer wieder gestellt wird, ist:
Was ist ihnen an Niklas aufgefallen bevor bei ihm Krebs diagnostiziert wurde?
Auffällig waren seine Wutausbrüche. Ich habe viele Erziehungsbücher gelesen und versucht, gut gemeinte Ratschläge umzusetzen, um Niklas eine gute Mutter zu sein. Leider wusste ich damals noch nicht, dass sein aggressives Verhalten schon eine Auswirkung seines Neuroblastoms war – und nicht die Trotzphase.

Der Kinderarzt hat mich ermutigt, ihn bald in den Kindergarten zu schicken, damit er lernt, mit gleichaltrigen Kindern zu spielen und sich auseinander zu setzen. Aber dazu ist es nicht mehr gekommen.

In den Sommerferien 2011 bekamen wir die Diagnose Neuroblastom Stadium 4 mit Metastasen. Sein Zustand war lebensbedrohlich. Das hat uns allen den Boden unter den Füssen weggezogen. Ich war wütend auf Gott und das hab ich ihm auch gesagt. Ich habe gebetet: Du bist ja mein Vater im Himmel, und wenn du meinst, wir können diese Last mit deiner Kraft tragen, dann musst du uns helfen.

Und ich wollte von ihm wissen, was er mit uns vorhat. Wir haben uns nie die Frage gestellt warum, weil es darauf keine Antwort gibt.

Dank dem Elternhaus vom Förderverein für krebskranke Kinder e. V. Köln konnte unsere ganze Familie in dieser schweren Zeit in Niklas Nähe sein.

In dieser Zeit habe ich das Buch „Denk daran: Ich hab dich lieb“ von Max Lucado gelesen. Besonders hat mir der Schlussgedanke gefallen: „Der Himmel ist ein wunderbarer Ort. Dir wird dort niemals kalt sein, du wirst dich nicht krank fühlen oder Angst haben. Im Himmel wirst du Gott so nahe sein, dass er dich in den Arm nehmen wird, so wie ich es heute tue. Das wird einfach wunderbar.

Ich werde natürlich auch dort sein! Das verspreche ich. Wir werden zusammen sein, für immer. Behalte das in deinem Herzen …, nur für den Fall, dass du jemals daran zweifelst.“

Da wir nicht wussten, wie viel gemeinsame Zeit uns noch geschenkt wird, war unser Motto: Das Gestern ist Geschichte, das Morgen ist ein Rätsel, das Heute ist ein Geschenk.

Jeden Tag als Familie mit Niklas zu genießen und schöne Momente zu schaffen war jetzt meine Aufgabe. Ich wollte lernen, Niklas Bedürfnisse wahrzunehmen, in seine Welt zu gehen und ihm zu helfen, Worte zu finden, für das was in ihm vor sich ging.
Wenn er mit seinen Dinos gespielt hat, konnte er seine Fragen loswerden: Hab ich genug Kraft, bin ich stark, bin ich schnell genug zu entkommen? Ich bin doch keine alte Oma, warum muss ich sterben? Ich könnte ein Flugsaurier sein und einfach weg fliegen.

Sein Kampfgeist wurde geweckt, und so kennen wir ihn als den Super-Mario, voller Energie und Lebensfreude. Jedem von uns hatte er eine Figur von Super-Mario zugedacht und seine Aufgabe war es, uns zu retten.

Nicht jeder konnte mit seiner lauten Energie und Fröhlichkeit umgehen. Das hat ihn traurig gemacht und verletzt. Er konnte nicht verstehen, wieso man von ihm verlangte zu funktionieren. Er wollte einfach nur Kind sein.

Kind durfte er im Kindergarten sein, beim Spielen mit der Kunsttherapeutin, bei unseren tollen Familienausflügen und natürlich Zuhause. Zuhause sein war für uns Urlaub. Jeden Abend haben wir gemeinsam überlegt, was wir Schönes erlebt haben, und dann haben wir Gott dafür gedankt.

Wir sind stolz seine Familie zu sein. Unser Sonnenschein hat uns gelehrt, das Leben zu genießen, und wie ein Stehaufmännchen in schweren Zeiten zu kämpfen.

Wir lieben dich und werden dich ganz doll vermissen.
Familie Niermann