Regenbogenfahrer ganz nah

Die Regenbogenfahrer waren bei uns. In Köln haben sie unsere Kinder besucht und Mut gespendet. Sie haben uns wieder vorgeführt, WOFÜR wir kämpfen:
Das langfristige Überleben krebskranker Kinder und Jugendlicher!

Wir waren so tief bewegt von diesen jungen Menschen, dass wir uns ein bisschen Zeit nehmen, detailreicher über sie und ihre Aktion zu berichten.

„Zum 6. Mal bin ich dabei, nehme jeweils meinen Jahresurlaub dafür“, erzählt ein Teilnehmer.
„Es ist so ähnlich, wie Oskar in dem Buch „Oskar und die Dame in Rosa“ von Eric-Emmanuel Schmitt beschreibt: Schau jeden Tag auf diese Welt, als wäre es das erste Mal.
Wie toll ist das – ich darf arbeiten gehen! Ich bin unabhängig zu Reisen – wann und wohin ich möchte. Trotz kleinerer Einschränkungen darf ich am ganz normalen Leben partizipieren.“

Mit leuchtenden Augen berichtet er von der ganz speziellen Gemeinschaft unter den Fahrern: Jeder Tour-Neuling bekommt einen Paten an die Seite gestellt. Was den Geist der Tour immer wieder bestärkt, sind die Neulinge, die selbst am Krankenbett von den Regenbogenfahrern besucht wurden. Sie fieberten auf ihren 18. Geburtstag hin – das Mindestalter für die Teilnahme.

So unterschiedlich wie die Diagnosen waren, so unterschiedlich die Menschen dahinter, so unterschiedlich sind auch die Einschränkungen durch die Langzeitwirkung teils jahrelanger Therapie.
Sie alle aber zeigen: mit Mut und Lebensfreue kann man alle Hindernisse überwinden.

Unabgesprochen wird gegenseitig unterstützt. Ganz selbstverständlich. Wenn am Abend die Kräfte schwinden, wird einfach mal ein Koffer des Anderen geschnappt und die Treppe zur Unterkunft hinaufgehievt. Während der Tour werden Schwächere einfach mal den Berg angeschoben…

Trübsal geblasen wird nicht: Geteilt werden all die vielen Emotionen, die den Regenbogenfahrern in ihren persönlichen Begegnungen mit den kleinen und großen Patienten widerfahren. Insbesondere bewegen die intensiven Erinnerungen an die eigene Zeit der Behandlung, die dadurch wach gerufen werden.

„Ein Bild von einer kleinen Chemo-Patientin und mir, die so viel Lebensfreude ausstrahlte, steht seit Jahren auf meinem Schreibtisch. Die Erinnerung an unsere Begegnung gibt MIR Kraft auch in anstrengenderen Zeiten“ erzählt einer der sehr jungen Fahrer.

Dies ist bei weitem aber nur ein Teil der Gespräche, die so vielfältig sind wie das Leben selbst. Deshalb entstehen auch viele Freundschaften auf der Tour. Hier muss sich niemand erklären. Häufig treffen sie sich nur einmal im Jahr im Regenbogen-Trikot, weil sie quer über Deutschland verteilt leben.
Alexander Bahn berichtet mit einem Schmunzeln, dass die Tour manches Paar zusammengeführt hat.

Professor Dr. Simon, Leiter der Kinderonkologie, erzählte schon im Vorplanungsgespräch, wie beeindruckt er von der positiven Wirkung der Patientenbesuche war. Vor 5 Jahren machte die Tour einen kurzen Zwischenstopp an der Uniklinik. Er sah einen signifikanten Motivationsschub bei den Kinder- und Jugendlichen, weiter gegen den Krebs zu kämpfen und mutig die Behandlung durchzustehen.
Für ein Leben nach dem Krebs.

Dr. Pablo Landgraf sah neben der gespendeten Zuversicht für die Patienten auch den ganz konkreten Gesprächsgewinn durch das gute „Matching“ von Regenbogenfahrern zu besuchten Kindern und Jugendlichen. Nach Möglichkeit werden gleiche Diagnosen zusammengeführt – das führt dann häufig auch zu ganz lebensnahen Schilderungen über langfristige Auswirkungen. Zum Beispiel wie ein Leben mit herausoperierter Niere funktioniert. Kraft finden besonders die Eltern, die sehen, welche körperlichen Anstrengungen später wieder möglich werden können, wie diese Radtour von über 600km.

„Wir freuen uns aus tiefstem Herzen mit diesen jungen Menschen“ sagt eine verwaiste Mutter, „auch wenn bei mir natürlich eine ganze Menge Wehmut mitschwingt. Die Regenbogenfahrer gehen direkt ins Herz mit ihrer Aktion“.

Jenseits des Trubels wird nicht vergessen, dass die Medizin noch immer kein Allheilmittel anzubieten weiß. In Ruhe werden auch Kinder und ihre Familien besucht, die leider eine schlechte Prognose haben. Das Leuchten der Regenbogentour soll auch ihnen Mut und Kraft für die verbleibende Zeit spenden.

Schwester Evelyn bringt es auf den Punkt: „unabhängig von den Einschränkungen, die leider teils mit den Intensivtherapien einhergehen, zeigen diese jungen Menschen: wir feiern das Leben!“

Beim Schmettern der Mutmach-Hymne floss so manche Träne der Rührung (=> das Video gibt es auf unserer Facebook-Seite).

Befragt wurden die Fahrer auch, wer sie in ihrer Zeit der Behandlung unterstützt hat. Immer wieder wird unterstrichen, wie wichtig die Begleitung der Eltern war. Unabhängig vom Alter bei Erkrankung. Das Kleinkind braucht die Nähe genau wie ein Heranwachsender in diesen schweren Zeiten. Einfach nur zu spüren, dass jemand da ist.

Genau deshalb machen wir weiter im Förderverein für krebskranke Kinder e.V. Köln. Wir unterstützen die ganze Familie. Denn die Eltern und Geschwister brauchen alle Kraft, um für den Patienten „einfach nur da zu sein“.